HYBRIDLOKOMOTIVE - Bei GMEINDER LOKOMOTIVEN rollt es wieder

Über zwei Jahre nach der Insolvenz ist der Lokomotivenbauer wieder in der Spur und setzt mit einer Hybridlokomotive auf Innovation!

Von Christian Beck - Rhein-Neckar-Zeitung

Mosbach. Die unerfreuliche Nachricht kam ein Jahr vor dem 100. Jubiläum: Im Februar 2012 musste die Gmeinder Lokomotivenfabrik in Mosbach Insolvenz anmelden. Doch über zwei Jahre später läuft es beim Unternehmen wieder rund: Zu tun gibt es reichlich, zudem arbeitet man an technischen Erneuerungen. Als jüngstes Beispiel hat die Gmeinder Lokomotiven GmbH eine Rangierlok entwickelt, die über einen Hybridantrieb angetrieben wird.

 

Wer einen Blick in die Werkshalle in der Anton-Gmeinder-Straße 5 wirft, erblickt eine ganze Reihe verschiedenster Lokomotiven: Manche werden aufwendig überholt, andere werden komplett neu gebaut. Neben den Rangierloks, für die Gmeinder vor allem steht, wurde nun kürzlich eine neue Streckenlokomotive in die Schweiz verkauft. Die Neukonstruktion vom Typ D 180 B´B´ wird dort bei einem Gleisbau Unternehmen eingesetzt, beispielsweise zum Transport von Schotter. Mit 2500 PS Leistung ist die vierachsige Lok das stärkste Modell, dass bei Gmeinder je produziert wurde.

 

„Wir wollen in die Zukunft schauen“, erklärt Helmut Eifler. Und diese sieht momentan ziemlich gut aus für das Unternehmen: „Wir sind sehr gut ausgelastet“, betont der Geschäftsführer. Bereits für das Jahr 2017 gebe es Aufträge. Momentan arbeiten bei Gmeinder Lokomotiven 51 Mitarbeiter, bei SHZ weitere 16. Wir gehören zur ZAGRO Group aus Bad Rappenau. Diese hatte Gmeinder Lokomotivenfabrik GmbH 2012 übernommen. Mit Zweiwegefahrzeugen – diese können auf der Straße und auf der Schiene fahren – ergänzt ZAGRO Bahn- und Baumaschinen GmbH die Produktpalette.

 

Für die Zukunft sollen in der Firma weitere Arbeitsplätze entstehen, berichtet Helmut Eifler. „Ich freue mich, dass ein Mosbacher Unternehmen solche Erfolge verzeichnen kann“, erklärte Landtagsabgeordneter Georg Nelius im Gespräch vor Ort. Mit diesem Erfolg des mittelständigen Unternehmens sieht Nelius industrielle Arbeitsplätze im ländlichen Raum langfristig und nachhaltig gesichert.

 

Zu diesem Zweck setzt Gmeinder Lokomotiven auf Innovation: Aktuell wird die Entwicklung einer Rangierlok mit Hybridantrieb vorangetrieben. Bei dieser versorgt ein Dieselaggregat eine Batterie mit Energie. Der Antrieb wird dann ausschließlich aus der Batterie gespeist. „40 Prozent des Kraftstoffs können so eingespart werden“, verdeutlicht Eifler den Vorteil der Konstruktion. Möglich sei dies, weil Lokomotiven ihre hohe Leistung lediglich beim Anfahren brauchen, um die angehängten Waggons in Bewegung zu setzen. Einmal in Gang werde schließlich nur ein geringer Teil der Leistung benötigt. Durch die Hybridtechnik kann nun der Dieselmotor deutlich kleiner ausfallen.

 

„Diese Technik wird sich bei den Lokomotiven größtenteils durchsetzen“, ist sich Eifler sicher. Bis es soweit kommt, ist allerdings noch Überzeugungsarbeit bei unseren Kunden nötig. Denn von Argumenten wie Umweltfreundlichkeit und Moral lassen sich Unternehmen – im Gegensatz zu manchen Autokäufern – nicht beeindrucken. Was zählt, ist allein die Wirtschaftlichkeit. Diese sei aber gegeben, rechnet Eifler vor, denn die zunächst teurere Hybridlok spare über Jahre viel Kraftstoff.

 

„Die Entwicklung der Hybridlok ist abgeschlossen“, erklärt Eifler. Nun hofft das Unternehmen, bis zum Jahresende noch einige Aufträge an Land zu ziehen. Die reine Bauzeit der vierachsigen Lokomotive mit circa 600 Kilowatt Leistung (entspricht über 800 PS) liegt bei etwa 15 Monaten. Im Jahr 2016 könnte die erste Mosbacher Hybridlokomotive dann in Dienst gestellt werden. Als mögliche Kunden sieht Eifler beispielsweise Stahlwerke, Chemie Unternehmen etc. , die über große Rangierbahnhöfe verfügen.